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Wracktauchen

Ostsee Explorers

Trotz einer langwierigen Organisationsphase, die von Absagen geplagt war, konnte unsere Tauchtour wie geplant stattfinden. Startklar waren Nils, Philipp, und Hannes aus dem "Klub 500" vom TCDM, Sebastian (vereinslos) sowie Frank und ich vom TDN. Dazu kam auch Matthias, ein Dresdner im Exil, den wir erst auf der Gotland kennengelernt haben.

Gegen 17:30 Uhr sind wir an dem kleinen Hafen von Vaschvitz angekommen und wurden von Benni, dem Kapitän der Gotland, und "Asche", seinem Skipper, herzlich begrüßt. Anschließend wurde den Neulingen eine Rundtour durch das Schiff angeboten und beim Grillen und Bierchen mit der Planung für die nächsten zwei Tage begonnen. Die Wettervorhersage versprach starken Wind am Samstag, was das Tauchen an der Jan Heweliusz unmöglich machte. Wir entschieden uns am Samstag zwei andere Wracks zu besuchen und am Sonntag unser Glück mit der Jan Heweliusz zu probieren.

Der Abend verging gemütlich bei netten Unterhaltungen bis die ersten Aufklärungsmücken uns entdeckten und die ganze Staffel zu uns schickten. Dem Gegner waren wir nicht gewachsen und so zogen wir uns in unsere Kojen zurück. Benni kündigte an, dass die Gotland um 5:30 Uhr starten würde, wir aber "ruhig ein bisschen länger schlafen könnten".  Pünktlich um 5:30 Uhr wurden wir von einem Erdbeben Stärke 9 der Richterskala aus dem Schlaf gerissen: Die Gotland hatte ihren lauten Motor gestartet und versuchte, sich von einer Sandbank zu befreien. Ein vorzeitiges Frühstück war angesagt.

Die Auguste

Unser erstes Ziel war das Wrack des Schoners "Auguste", der 1894 auf dem Weg nach Stettin, zwei Seemeilen vor der Küste Glowes, sank.  Er wurde von der verzweifelten Besatzung verlassen, als heftige Sturmböen den Schoner unkontrolliert gegen den Strand schleuderten. Der Holzsegler liegt jetzt auf ebenem Kiel in 18 Metern Tiefe und ist Teil des archäologischen Freiwassermuseums Rügens.

Die Amazone

Nach der Mittagspause haben wir das Wrack des Gaffelschoners "Amazone" angesteuert. Dieser Stahlsegler kam 1939 mit einer Ladung Altpapier aus Kopenhagen und sank vor dem Königsstuhl. Angeblich schlug die Sturzsee beim Unwetter immer wieder in den Laderaum, wo das Papier sich voll saugte, bis das Schiff zu schwer wurde und sank. Auch sie gehört zum archäologischen Freiwassermuseum und liegt in etwa 20 Metern Tiefe.

Nach den zwei schönen Tauchgängen übernachteten wir im Sassnitzer Hafen. Gut getarnt blieben wir von den Mücken unentdeckt.

Die Jan Heweliusz

Die Seebedingungen sahen am Sonntag wesentlich besser aus. Auch wenn es geregnet hatte, war die Ostsee glatt. Wir starteten früh um 6:00 Uhr und erreichten die schicke Boje der Jan Heweliusz kurz vor um 10. Wie üblich platzierte Benni den Sinker direkt am Wrack und kurz danach waren wir alle im Wasser. Die Jan Heweliusz ist ein imposantes Wrack, nicht nur wegen ihrer -für uns- gewaltigen Dimensionen, sondern auch wegen ihrer Geschichte. Diese 126m lange RoRo-Fähre wurde 1977 in Brevik, Norwegen, gebaut und nach dem polnischen Astronomen Johannes Hevelius (1611-1687) benannt. Sie erlebte serienweise Pannen, die sie von der Jungfernfahrt bis zu ihrem Untergang begleiteten. Nicht ohne Grund wurde sie "Jan Havareliusz" genannt. Am 14. Januar 1993 wurde sie auf dem Weg von Swinemünde nach Ystad von 4m hohen Wellen erfasst, welche ihre schlecht gesicherte Ladung verlagerten, bis das Schiff vor der Küste Rügens kenterte. Bei dieser Tragödie kamen 55 Menschen ums Leben, 18 von ihnen sind nie gefunden worden. Das Wrack liegt auf Backbord in einer Tiefe von 10 bis 25 Metern und ist in relativ gutem Zustand, wenn auch zusammenbruchgefährdet aufgrund misslungener Bergungsversuche. Leider konnten wir der JH nur einen Besuch abstatten, denn wir wollten am gleichen Tag zurück nach Dresden fahren. Es wird aber bestimmt nicht das letzte Mal sein, das wir uns sehen!

Im Rückblick hatten wir einen sehr gelungenen Tauchausflug, bei dem das Menschliche perfekt stimmte, die Technik zuverlässig funktionierte und das Wetter im Großen und Ganzen mitmachte. Wir freuen uns schon auf nächstes Jahr, dann im Westen, auf der Suche nach dem Dreimaster.

 

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