von Alvaro Aguilera
Strafappelle, Zwangsarbeit und Mord – Alltag auf dem Ettersberg von 1937 - 1950
Das Wochenende vom 30./31.10.04 nutzte die Jugendgruppe für einen Ausflug nach Weimar. Mit müden Augen starteten 10 Jung-TDN´ ler am
Ein großes Modell des ehemaligen Konzentrationslager verdeutlichte uns erst mal in welchem Ausmaß hier vor 60 Jahren, Menschen „gehalten“ wurden.
Die Klimadifferenz zur rund 8 Kilometer entfernten Stadt spürten wir deutlich auf dem Appellplatz. Unvorstellbar, was nur in Lumpen begleitete Häftlinge am gleichen Ort, im tiefsten Winter durchleben mussten. Die Besichtigung des Krematoriums und des zweckentfremdeten „Pferdestalles“ bewegte uns tief. Zu ihrem eigenen Vergnügen, legte die SS einen Bärenzwinger unmittelbar am Lagerzaun an. Misshandlungen der Tiere wurde unter strengste Strafe gestellt.
Das verdeutlichte uns die Werteverteilung dieser selbsternannten „Herrenrasse“. Bei dem darauffolgendem Workshop nutzten wir das Museum als Informationsquelle. Am späten Nachmittag bezogen wir unsere Jugendherberge. Ein allgemeines Hungergefühl leitete uns in eine leckere Pizzeria, nahe des alten Stadtkernes. Weimar bei Nacht kann ganz schön aufregend sein! Ein Teil von uns schaute am späten Abend noch im Programmkino „Mon amie“ vorbei.
Von der Zeitumstellung begnadigt fanden wir uns erholt zum Frühstück wieder. Um 10 Uhr trafen wir im Gebäude der ehemaligen Lagerkommandatur ein und werteten in einer lockeren Gesprächsrunde unsere Themen vom Vortag aus. Nach deren Abschluss wollten wir uns mit einer neuen Thematik befassen. Was geschah in Buchenwald nach Mai 1945 ? Ein halbstündiges Video weckte unser Interesse für diese lange verschwiegene Historie.
Nun liefen wir an den Rand eines mit Buchen bewaldeten Gebietes. Die Bedeutung von etwa 1000 Edelstahlsäulen, von denen wir einige zu Gesicht bekamen, empfand ich als erschreckend. Sie standen auf den Massengräbern von ca. 7000 Häftlingen, welche im sowjetischen Speziallager No. 2 zwischen 1945 und 1950 an Hunger und Krankheit starben. Ein neu angelegter, kleinerer Museumsblock, widmete sich Fakten und Schicksalen dieser Zeit. Nach diesem Aufenthalt legte jeder von uns eine Blume an einem selbstgewählten Ort ab. Davon gab es ( leider ) auf dem Ettersberg mehr als genug.
Wir verabschiedeten uns von unserer Weimarer Museumspädagogin Frau Gräfe, welche uns mit viel „Fingerspitzengefühl“ und einem enormen Fachwissen durch dieses eindrucksstarke und nicht nur spaßige Wochenende führte. Mit einem „Zuwachs an Gepäck“ ausgerüstet, nahmen wir wieder die reichlich 4 Stunden Zugfahrt auf uns. Ich glaube einige wollten noch für bevorstehende Klausuren lernen oder so. Ta,Ta. Gefreut habe ich mich über euer großes Interesse! Und schon Vorschläge für nächstes Jahr ?
Im Gedenken an über 60.000 Opfer, allein in Buchenwald.
Martin Schütze