von Alvaro Aguilera
Wochenende im Sudetenland
Über das Wochenende sind wir mit Frank nach Tschechien gefahren, um in der Mine Hraničná zu tauchen.
Důl Hraničná (von tschech. “Bergwerk an der Grenze”) ist ein von den Sudetendeutschen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eröffnetes Eisenbergwerk bei Skorošic im Norden von Tschechien. Wie der Name schon sagt, befindet sich das Bergwerk nur 2 km von der polnischen Grenze entfernt. Von Dresden aus sind es etwa 350 km, die man in 5 Stunden zurück legen kann. Über die Geschichte dieses Bergwerks ist nur wenig bekannt. In ihm befinden sich Vorkommen von Graphit, Eisen und Magnetit, die bis 1968 abgebaut wurden. Dann legte die tschechoslowakische Regierung das Bergwerk still und betonierte die Eingänge und Wetterschächte zu. Erst 2019 wurde das Bergwerk wieder von Menschen betreten, als die historische Gesellschaft von Rychlebská es übernahm und den oberen Stollen mithilfe von EU-Geldern als Besucherattraktion sanierte. Seitdem kann man dort auch tauchen.
Wir sind früh am Samstag los gefahren, was sich angesichts des langen Wochenendes als Fehler erwies. Der Verkehr in Polen stockte und wir sind erst 13:45 Uhr angekommen. Trotzdem wollten wir noch tauchen. Vor Ort wartete Helmuth Biechl, der 3. im Team, zusammen mit Jan und Viktor Pokorny, den Betreibern der Mine, auf uns. Ein anderes Team war bereits im Wasser und tauchte gegen 14:45 Uhr auf, als wir mit unserem Tauchgang begannen.
Hraničná ist ein tiefes und kaltes Bergwerk. Der flachte Stollen liegt in 45 m Tiefe und die Wassertemperatur beträgt durchgehend 8° C. Die Mine ist gut verleint, allerdings wurde 9 mm Kletterseil verwendet, was das Anbringen von normalen Cookies und Pfeilen unmöglich macht. In 9 m Tiefe gibt es ein schönes Dekompressionshabitat mit zwei Sitzplätzen, in dem man die Dekozeit bequem und trocken absitzen kann.
Für unseren ersten Tauchgang haben wir vom Anfang bis zum Ende des 45er Stollens etwa 17 min bei langsamem Tempo gebraucht. Auf dem Rückweg sind wir durch den mittleren Bremsberg in den 70er Stollen abgestiegen und dem Weg nach links etwa 5 min bis zum Sturz gefolgt. Anschließend stiegen wir direkt auf bzw. fingen wir mit der zweistündigen Dekompression an. Nach etwa 185 min Tauchzeit tauchten wir wieder auf. Jan und Viktor waren nicht so begeistert, dass wir so lange im Wasser gewesen waren und gaben uns striktere Zeitvorgaben für den Sonntag.
Am Sonntag sind wir direkt in den 70er Stollen abgetaucht, aber diesmal dem Weg nach rechts bis zur ersten Kreuzung gefolgt. Das Wasser war dort unten glasklar, aber leider kann man in solchen Tiefen nicht so lange bleiben. Wir wollten diesmal die 2 Stunden Tauchzeit nicht überschreiten.
Pünktlich um 13 Uhr waren wir wieder draußen. Jan war glücklich, dass er rechtzeitig Feierabend machen konnte und wir haben trotzdem unseren Spaß gehabt. Die Fahrt nach Dresden war diesmal viel entspannter. Insgesamt ein schöner Wochenendausflug zu unseren Nachbarn.
Vielen Dank an Jan und Viktor Pokorny sowie an das Hotel Pod Zámkem für die Gastfreundlichkeit!