von

Tauchjugend

Zum goldenen Herbst in die „Goldene Stadt“

Kaum angekommen stellten wir fest, das es sich gelohnt hatte die letzten Wochen immer fein aufzuessen. Es war herrlichstes Touristenwetter. So konnten wir sofort mit dem Studium der alten Häuser, Straßen, Gassen und Plätze beginnen. Nach dem ersten kulinarischen Experiment (es gab Pfannkuchen-teig von kleinen Metallrollen über offener Flamme erhitzt) begaben wir uns in unser Quartier.

Schon auf der Fahrt mussten alle an Dresden denken, da die Straßenbahn hier noch so aussieht, wie die in Dresden vor 15 Jahren. Nach einem kleinen Nickerchen begaben wir uns auf die Prager Burg und danach auf die Suche nach einem tschechischem Restaurant. Dies stellte sich als nicht so einfach heraus, da man auch in Prag gern international isst. Wo wir dann fündig ge­worden waren, stellten alle fest, dass man nur 150km von unserer Heimat schon mit ganz anderen Leckereien verwöhnt wird.

Nach einer heißen Diskussion am Vorabend begaben wir uns nach dem Frühstück sofort in das Museum für Sozialismus. Dort bekamen wir erstmal eine kleine Über­sicht über die Geschichte der noch relativ jungen Tschechischen Republik. Dann be­gann die eigentliche Ausstellung, wo uns mit interessanten Exponaten, Illustra­tionen, Filmen und Tonaufnahmen die Geschichte des Sozialismus in der ČSSR näher gebracht wurde. Es wurde auf alle Details eingegangen.

Unter anderem auf die Versorgungssituation der Bevölkerung, die Bespitzelung durch die Geheimpolizei oder aber die Besserstellung Einzelner. Nicht vergessen werden dürfen auch die beiden Versuche sich aus dieser sozialis­tischen Diktatur zu befreien, wobei ein besonderes Augenmerk auf dem „Prager Frühling“ liegen sollte, da es der einzige Versuch im Ostblock war, welcher von der Regierung und nicht vom Volk ausging. Dabei versuchte der Slowake Alexander Dubček einen Sozialismus mit menschlichem Antlitz zu realisieren. Es wurde z.B. die Pressefreiheit wieder hergestellt, die Reisebeschränkungen gelockert und die Ge­heimpolizei stellte ihre Aktionen gegen die Bevölkerung ein. Was Alexander Dubček nicht wusste, das einige „Hardliner“ in seiner Republik heimlich die Sowjetunion um Hilfe baten, um die alte „Ordnung“ wieder herstellen zu lassen.

Am Morgen des 21.August 1968 überrollten die Panzer des Warschauer Pakts die Volksrepublik und ließen keinen Zweifel daran, was Moskau von diesem Versuch hielt. Nach diesem anstrengenden geschichtlichen Programm (ganze 4 Stunden hatten uns die Schautafeln im Atem gehalten) spazierten wir nochmal auf die Burg um eine alte klösterliche Bibliothek zu besichtigen.

Dort bekamen wir einen Eindruck, wie man sich vor 250 Jahren über die Natur informierte. Selbst dem Blick vom Eifelturmnachbau herunter konnten wir uns nicht entziehen, das Wetter war einfach zu gut! Als wir danach noch mit der Standseilbahn zur Moldau herunterfahren wollten standen wir vor verschlossenen Türen.

Da half kein Jammern, wir mussten laufen. Das sich daraus eine Laubschlacht im Herbstwald entwickeln sollte, ahnte zu diesem Zeitpunkt noch keiner. Am Abend waren wir wieder auf der Suche nach einem tschechischem Restaurant. Nachdem wir gemerkt hatten, das es so etwas nicht auf der Altstädter Seite der Moldau gab, haben wir dann noch ein kleines, feines Restaurant auf der „Burgseite“ gefunden. Wieder wurden wir nicht enttäuscht. Spät Abends saßen wir noch lange zusammen und werteten das Erlebte aus. Vor allem der Prager Frühling sollte uns lange beschäftigen. Am letzten Tag unseres Kurztrips besuchten wir noch das tschechische Polizei­museum.

Dort stellten wir fest, das Prag sehr lange Zeit unter österreichischem und deutschem Einfluss stand. Am Besten war es daran zu erkennen, das die Erläuterungen zu den Exponaten auf tschechisch und englisch waren, das einige Exponate selber aber in Deutsch verfasst waren.

Erst in der Zeit nach 1945 mussten wir uns auf unsere Englischkenntnisse verlassen. Auch die Kunstaustellung in der oberen Etage zum Thema „Menschlicher Körper“ wurde mit viel Interesse wahr-genommen. Nachdem wir das Restaurant vom Vorabend nochmals besucht hatten, um endlich auch eines der Nationalgerichte zu probieren (welche es nur bis Mittags gab) besuchten wir noch vor der Abreise das Prager Stadtmuseum.

Dieses betrachtete die Stadtgeschichte der tschechischen Hauptstadt bis zum Ende des 19. Jahrhunderts. Danach mussten wir uns leider schon von dieser faszinierenden Stadt verabschieden. Wir kommen bestimmt wieder.

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